Die Baubranche steht aktuell vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere aufgrund der stark steigenden Energiepreise und der begrenzten Verfügbarkeit von Ressourcen. Diese Entwicklungen zwingen Unternehmen und Fachleute dazu, neue Wege zu finden, um umweltfreundliche und kosteneffiziente Lösungen zu entwickeln. In diesem Kontext rücken natürliche Materialien zunehmend in den Fokus, da sie als alternative Dämmstoffe zu fossilen Produkten dienen können und somit einen Beitrag zur Schaffung energieeffizienter Gebäude leisten.
Ein vielversprechendes Beispiel für diesen Trend ist das Forschungsprojekt „Mycobuild“, das am Institut für Kreislaufwirtschaft der Bio:Polymere (ibp) an der Hochschule Hof ins Leben gerufen wurde. Das Hauptziel dieses Projekts besteht darin, innovative Wärmedämmstoffe auf Basis von Myzel, dem unterirdischen Geflecht von Pilzen, zu entwickeln. Diese natürlichen Materialien könnten nicht nur die Abhängigkeit von synthetischen Dämmstoffen verringern, sondern auch einen nachhaltigen industriellen Herstellungsprozess etablieren.
Die Idee, Myzel als Dämmmaterial zu nutzen, beruht auf mehreren Vorteilen. Zunächst einmal ist Myzel ein nachwachsender Rohstoff, der in großen Mengen verfügbar ist und somit eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Dämmstoffen darstellt. Darüber hinaus bietet Myzel hervorragende thermische Eigenschaften, die es ermöglichen, den Wärmeverlust in Gebäuden effektiv zu minimieren. Dies ist besonders relevant in Zeiten, in denen die Energieeffizienz von Gebäuden immer mehr in den Vordergrund rückt.
Ein weiterer entscheidender Vorteil von Myzel als Dämmstoff ist seine Fähigkeit, Feuchtigkeit zu regulieren. Dies ist wichtig, um ein gesundes Raumklima zu gewährleisten und die Bildung von Schimmel zu verhindern. Herkömmliche Dämmstoffe können oft Feuchtigkeit speichern und dadurch zu gesundheitlichen Problemen führen. Myzel hingegen hat die natürliche Fähigkeit, überschüssige Feuchtigkeit aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben, was es zu einer idealen Wahl für die Bauindustrie macht.
Das Projekt „Mycobuild“ zielt darauf ab, die Anwendbarkeit von Myzel in der Bauwirtschaft weiter zu erforschen und die notwendigen Technologien zu entwickeln, um die Herstellung von Myzel-Dämmstoffen zu industrialisieren. Hierbei spielen verschiedene Forschungsbereiche eine Rolle, darunter Materialwissenschaft, Biotechnologie und Verfahrenstechnik. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit dieser Fachrichtungen ist entscheidend, um die Potenziale von Myzel vollständig auszuschöpfen und ein tragfähiges Produkt auf den Markt zu bringen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Forschungsprojekts ist die Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses. Im Rahmen von „Mycobuild“ wird nicht nur der Fokus auf die Entwicklung neuer Materialien gelegt, sondern auch auf die Schaffung von Produktionsmethoden, die ressourcenschonend und umweltfreundlich sind. Dies umfasst den Einsatz von lokalen Rohstoffen sowie die Minimierung von Abfällen während des Herstellungsprozesses.
Die Einführung von Myzel als Dämmstoff könnte nicht nur die Umweltbelastung durch die Baubranche verringern, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren. Angesichts der gegenwärtigen globalen Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung und des Klimawandels ist die Suche nach nachhaltigen Lösungen dringender denn je.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Forschungsprojekt „Mycobuild“ an der Hochschule Hof einen innovativen und vielversprechenden Ansatz zur Entwicklung von nachhaltigen Dämmstoffen verfolgt. Die Nutzung von Myzel als Dämmmaterial könnte die Bauindustrie revolutionieren und einen bedeutenden Beitrag zur Schaffung energieeffizienter und umweltfreundlicher Gebäude leisten. Durch die Kombination von Forschung und industrieller Anwendung wird angestrebt, die Potenziale von natürlichen Materialien vollständig auszuschöpfen und die Baubranche auf einen nachhaltigeren Kurs zu bringen.