In der heutigen Arbeitswelt ist die Nutzung von Online-Meetings zum Standard geworden. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Trend maßgeblich beschleunigt und viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Kommunikationsstrategien zu überdenken. Eine aktuelle Forschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat nun interessante Ergebnisse zu den psychischen Anforderungen von Online-Meetings im Vergleich zu traditionellen Präsenzveranstaltungen hervorgebracht.
Die Studie beschäftigt sich mit der oft diskutierten Frage, ob das virtuelle Zusammentreffen von Menschen über digitale Plattformen genauso belastend ist wie das direkte Miteinander im Büro oder in Konferenzräumen. Die Forscher analysierten verschiedene Faktoren, die zur Erschöpfung und Stressbelastung der Teilnehmer während dieser Meetings beitragen.
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass die psychischen Belastungen, die während Online-Meetings auftreten, nicht signifikant höher sind als bei Präsenzmeetings. Dies ist eine bemerkenswerte Erkenntnis, da in der öffentlichen Wahrnehmung oft der Eindruck entsteht, dass das Arbeiten in virtuellen Umgebungen anstrengender und weniger effektiv ist. Die Studie legt nahe, dass die Herausforderungen und Belastungen in beiden Formaten ähnlich sind.
Die Wissenschaftler haben dabei verschiedene Aspekte der Meetings untersucht, darunter die Interaktion zwischen den Teilnehmern, die technische Ausstattung, die räumliche Gestaltung und das allgemeine Meeting-Management. In beiden Formaten können Ablenkungen und Störungen auftreten, die die Konzentration und das Engagement der Teilnehmer beeinträchtigen. Bei Online-Meetings sind es oft technische Schwierigkeiten, wie instabile Internetverbindungen oder Softwareprobleme, die zur Frustration führen können. Bei Präsenzveranstaltungen hingegen sind es häufig externe Störfaktoren oder unklare Kommunikationsstrukturen, die das Meeting erschweren.
Ein weiterer Aspekt, den die Studie beleuchtet, ist die Rolle der sozialen Interaktion. Bei Präsenzmeetings profitieren die Teilnehmer von nonverbalen Signalen und der direkten Körperkommunikation. Diese Aspekte fehlen in einem Online-Format, was zu einem Gefühl der Isolation führen kann. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass die Teilnehmer in Online-Meetings Strategien entwickeln, um diese Lücken zu schließen, etwa durch gezielte Rückfragen oder durch den Einsatz von Videoübertragungen, die das Gefühl der Präsenz erhöhen.
Die Forscher wiesen auch darauf hin, dass die Flexibilität, die Online-Meetings bieten, einige Vorteile mit sich bringt. Die Möglichkeit, sich von verschiedenen Orten aus zu verbinden, verringert den Zeitaufwand für Anreisen und ermöglicht eine höhere Teilnahmequote. Diese Aspekte können dazu beitragen, die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern und eine bessere Work-Life-Balance zu fördern.
Allerdings ist es wichtig, die Balance zwischen Online- und Präsenzmeetings zu finden. Die Studie legt nahe, dass eine Mischung beider Formate optimal sein könnte, um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen. Während Online-Meetings praktisch und zeitsparend sind, bieten Präsenzveranstaltungen die Möglichkeit, tiefere persönliche Beziehungen aufzubauen und komplexe Themen effektiver zu besprechen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz dazu beitragen, ein differenziertes Bild der modernen Meeting-Kultur zu zeichnen. Die Erkenntnisse zeigen, dass Online-Meetings in Bezug auf die psychische Belastung nicht unbedingt weniger effektiv sind als persönliche Treffen. Vielmehr ist es entscheidend, die jeweiligen Vor- und Nachteile der Formate zu erkennen und bewusst mit ihnen umzugehen. Die Zukunft der Arbeit wird wahrscheinlich eine hybride Form beinhalten, in der Online- und Präsenzmeetings koexistieren und sich gegenseitig ergänzen.
Diese neuen Einsichten können Unternehmen dabei helfen, ihre Meeting-Kultur zu überdenken und anzupassen, um sowohl die Effizienz als auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern.